Manche Produktionsfirmen lassen ihre KI mittlerweile gleich ganze Szenen im Stil bekannter Regisseure schreiben, um Tonalität und Dialogführung von Anfang an präzise zu formen.
Manche Produktionsfirmen lassen ihre KI mittlerweile gleich ganze Szenen im Stil bekannter Regisseure schreiben, um Tonalität und Dialogführung von Anfang an präzise zu formen.
Künstliche Intelligenz ist längst nicht mehr nur der Stoff für Science-Fiction-Drehbücher. Sie schreibt sie inzwischen mit. Die Verbindung von Filmindustrie und KI klingt auf den ersten Blick wie eine technologische Spielerei, doch dahinter verbirgt sich ein tiefgreifender Wandel, der sowohl kreative Prozesse als auch Produktionsabläufe neu definiert.
Inmitten von Effizienzgewinn, Kreativitätsschub und ethischem Graubereich entsteht eine neue Dynamik, die nicht nur Hollywood betrifft, sondern auch den europäischen Raum, inklusive der Schweiz, die mit kleinen Budgets und hohem Anspruch ohnehin nach intelligenten Lösungen sucht.
Was früher das Experiment eines Technik-Nerds in einer dunklen Schnittbude war, ist heute strategischer Bestandteil der Stoffentwicklung. Drehbuch-KI kann längst mehr als nur Dialogfetzen ausspucken. Sie analysiert Genrestrukturen, extrapoliert Trends aus Streamingzahlen und generiert in Sekunden Plotvorschläge, die erstaunlich solide wirken. Interessant wird es dann, wenn KI kreative Türen öffnet, die sonst aus Budgetgründen geschlossen blieben.
Themen wie Online-Casinos, digitale Parallelwelten oder Darknet-Recherchen sind für viele Autoren zu aufwendig, zu technisch oder schlicht nicht greifbar genug. Genau hier greift KI unterstützend ein, denn sie entwirrt, sortiert, visualisiert und so entsteht aus Zahlenmaterial plötzlich eine glaubwürdige Storywelt. Das Portal von Casino Groups listet beispielsweise zahlreiche seriöse Anbieter mit Sitz im Ausland. Daneben gibt es aber in Übersee auch dubiose Glücksspielunternehmen, die es nicht auf Top-Listen, sondern eher in die Schlagzeilen schaffen. Dieses Spannungsfeld bietet Stoff für Krimis, Thriller oder sogar Dokumentarformate – recherchierbar, verarbeitbar und visualisierbar mit Hilfe von KI-gestützten Tools, die die Branche vor wenigen Jahren noch für pure Fantasie hielt.
Manche Produktionsfirmen lassen ihre KIs mittlerweile gleich ganze Szenen im Stil bekannter Regisseure schreiben, um Tonalität und Dialogführung von Anfang an präzise zu formen.
Auch in der Vorproduktion wird die künstliche Intelligenz zum nützlichen Werkzeug. Sie liefert Casting-Vorschläge auf Basis von Datenbanken, schlägt Drehorte vor, analysiert Budgets und berechnet logistische Abläufe effizienter als jede Assistenzkraft. In der Postproduktion kümmert sie sich um Farbkorrekturen, Schnittmuster, Tonspuren, sogar um logische Fehler in Szenenfolgen und ist so ein digitaler Dramaturg, der nie müde wird und kein Honorar verlangt.
Besonders bei internationalen Koproduktionen oder komplexen Drehs mit wechselnden Settings bringt diese Art der Planung ein hohes Maß an Entlastung für alle Beteiligten. Visuelle Effekte, die früher Wochen beanspruchten, lassen sich durch trainierte Systeme heute oft innerhalb weniger Stunden realisieren und das präzise, skalierbar und budgetschonend.
Was wie eine kalte Maschine klingt, schafft in Wahrheit kreative Freiräume. Denn je mehr Routineaufgaben übernommen werden, desto mehr Kapazitäten entstehen für Ideen. Wer keine Nacht mehr mit Hardcuts und Rauschfiltern verbringt, kann sich um visuelle Sprache, Charaktertiefe und emotionale Dichte kümmern. Das führt nicht nur zu besseren Filmen, sondern auch zu mutigeren Stoffen. KI schlägt keine Kompromisse aus Zeitmangel vor, sie zeigt Möglichkeiten auf, aus denen man wählen kann.
Gerade für kleine Teams ist das eine Revolution: Wo früher Drehbücher auf zwei Locations und vier Figuren beschränkt wurden, weil der Aufwand alles andere gesprengt hätte, erlaubt die technische Unterstützung eine ganz neue Erzählbreite.
Selbst das Umschreiben von Szenen in Echtzeit, basierend auf Testreaktionen oder geänderten Produktionsbedingungen, ist mit KI mittlerweile denkbar und ist somit eine Flexibilität, die es zuvor kaum gegeben hat.
Für kleinere Produktionsländer wie die Schweiz ist das ein echter Standortvorteil. Wo vorher Stoffe an technischen Hürden oder überlasteten Teams scheiterten, kann KI die Lücke füllen und das nicht als Ersatz für Menschen, sondern als Ergänzung. Kreativität wird dadurch nicht ersetzt, sondern in eine neue Balance gebracht. Wer allerdings glaubt, dass die Maschine schon bald den nächsten Oscar gewinnt, unterschätzt die emotionale Intelligenz des Publikums.
Denn es gibt nach wie vor Dinge, die KI nicht kann oder zumindest nicht sollte. Die emotionale Tiefe eines stillen Blicks, die Ambivalenz einer zwischenmenschlichen Spannung oder die ironische Brechung eines klischeehaften Dialogs entstehen nicht durch Algorithmus, sondern durch Intuition, Lebenserfahrung und kulturelles Fingerspitzengefühl. Die Kontrolle über die Inhalte bleibt und muss beim Menschen liegen und gerade das Vertrauen des Publikums hängt entscheidend davon ab, ob es spürt, dass ein echter Mensch mit Gefühl und Haltung hinter einer Szene steht.
Gleichzeitig wächst die Verantwortung. Wer digitale Doubles erschafft, Schauspieler verjüngt oder gar verstorbene Künstler auf die Leinwand zurückbringt, betritt ethisches Neuland. Die Frage, ob ein Computer das Recht hat, einen Menschen darzustellen, ist kein rein technisches, sondern ein moralisches Thema. Auch die Frage, wem ein KI-generiertes Drehbuch gehört, ist juristisch noch offen. Wer produziert, muss künftig auch offenlegen, wie produziert wurde, so wird Transparenz zur Vertrauenswährung.
Eine klare Kennzeichnungspflicht für KI-gestützte Inhalte könnte künftig ebenso selbstverständlich werden wie die Nennung eines Drehbuchautors. Was heute noch wie eine akademische Diskussion wirkt, wird in wenigen Jahren zur harten Vertragsrealität bei internationalen Ausschreibungen.
In der Praxis existieren bereits erste Beispiele, die zeigen, was möglich ist. Der Sci-Fi-Kurzfilm Sunspring wurde komplett auf Grundlage eines KI-generierten Skripts gedreht. Gleiches gilt für The Last Screenwriter vom Schweizer Filmemacher Peter Luisi.
Der Trailer zu Morgan entstand mit Hilfe von IBM Watson, indem Szenen nach Spannung, Emotion und Genre-Muster ausgewählt wurden. In Eternal You wiederum beschäftigt sich ein Dokumentarteam mit der Frage, wie KI genutzt wird, um digitale Abbilder Verstorbener zu erschaffen.
Auch Streamingdienste setzen auf KI. Netflix analysiert in Echtzeit, welche Farben, Bilder und Töne beim Publikum funktionieren und lässt diese Informationen direkt in Marketingmaterialien einfließen. Selbst die Länge von Trailer-Clips wird heute algorithmisch bestimmt, je nach Markt, Zielgruppe und Tageszeit.
Berufsbilder verschieben sich. Statt Cutter braucht es Prompter, statt Location Scouts braucht es Data Analysts und während klassische Rollen nicht verschwinden, entstehen neue, etwa KI-Dramaturgen oder Script Engineers, die zwischen Kreativteam und Technologie vermitteln. Wer heute neu in die Branche einsteigt, sollte technisches Verständnis nicht nur mitbringen, sondern kultivieren. Wer es nicht tut, wird es bald müssen.
Auch Schulen und Hochschulen passen sich an: In Zürich etwa entstehen spezialisierte KI-Schwerpunkte für Drehbuchautor:innen, Animationsstudierende und Regienachwuchs. Die Trennung zwischen künstlerischem und technischem Bereich wird zunehmend durchlässig zugunsten eines flexibleren, teamorientierten Arbeitens.